Samstag, 27. Mai 2017

Kolorieren mit Buntstiften und Künstlerterpentin

Hallo ihr lieben Kreativen,

heute geht es mal nicht um einen Stempel oder ähnliches, sondern um's Kolorieren.
Wer mich hier öfter besucht weiß, dass ich am liebsten mit Buntstiften arbeite, die ich mit Künstlerterpentin verblende. Ich bin schon mehrfach gefragt worden, wie ich das genau
mache....und heute möchte ich es euch einmal zeigen.
Leider liegen mir Videos überhaupt nicht und ihr müsst euch daher mit einer 
Fotostrecke zufrieden geben. Ich versuche aber, jeden Schritt gut zu erklären...und sollten dennoch Fragen bleiben, stellt sie mir gerne.


Es gibt ganz sicher viele Kreative die das auch vor mir schon gezeigt haben, da man das Rad bekanntlich nicht neu erfinden kann. Hier geht es mir ausschließlich darum, wie ICH es mache.
Ähnlichkeiten mit anderen Beiträgen sind leider nicht ganz zu vermeiden. Am Ende meiner Fotostrecke habe ich euch noch einen Beitrag zum Thema von Stempeleinmaleins verlinkt, die für ihre tollen Tutorials bekannt und beliebt sind


Und jetzt geht es los:
Das ist mein fertiges Werk:


Zunächst stelle ich euch die Materialien vor:
*Lach*...aber für mich total wichtig:....immer dabei: Ein Pott Kaffee oder Tee...hier ist es Tee....und gute Musik. Ich liebe Rockmusik...und dabei darf es auch gern richtig zur Sache gehen, aber für solche Konzentrationsarbeiten wie das Kolorieren mag ich es sehr gerne klassisch angehaucht, wie z.B. David Garrett, The Dark Tenor oder Gregorian....und ihr so?

Wenn ich auf diese Weise koloriere, stempel ich meine Motive immer mit Memento Tuxedo Black, weil die Stempelfarbe nicht von Alkohol....oder wie hier: Lösungsmittel angelöst wird.

Bislang habe ich gerne auf Exacompta Karteikarten gearbeitet. Meine zeichnende Tochter (wer mag, kann hier mal gucken: https://www.facebook.com/jbportraitzeichnungen/?fref=ts) hat mich 
jetzt dazu überredet, es mal mit richtigem Zeichenpapier zu versuchen und mir ein 
paar Proben zur Verfügung gestellt....und was soll ich sagen, ich habe tatsächlich eins 
gefunden, was mir noch sehr viel besser gefällt, aber leider in DE nicht ganz so leicht 
zu bekommen: Strathmore Bristol 300series vellum...aber probiert selber. Oben seht ihr den Abdruck auf Karteikarte...unten auf dem Vellum...hier braucht die Stempelfarbe etwas länger zum Trocknen

Absolut wichtig natürlich: die Stifte...hier sind es die Polychromos von Faber Castell...ich arbeite aber auch gerne mit den Rembrandt von Lyra oder den Spectrum Noir von Crafters Companion....und sehr gerne verwende ich sie alle zusammen. Es funktioniert eigentlich mit allen Buntstiften, die auf  Öl oder Wachs basieren. Wie ihr seht fehlen ein paar Farben...die habe ich schon für mein Motiv entnommen.

Hier seht ihr die für mein Motiv ausgewählten Farben....und Papierwischer, die ich zum Verblenden benötige. Ich habe in der Regel für jede Farbe einen.

Jetzt kommen wir zum Verblenden: hier seht ihr Zest-it...dies ist ein Verblend-Medium auf natürlicher Basis...es riecht leicht orangig (mag ich nicht so gern) und funktioniert genauso wie geruchloses Terpentin.
In dem Töpfchen befindet sich ein Schwamm...(meiner sieht schon etwas zerrupft aus), der mit dem Medium getränkt wird. Dadurch hat man immer die richtige Menge am Papierwischer und es kann nichts tropfen. Der Papierwischer wird in den Schaumstoff gedrückt und so mit dem Medium befeuchtet. Man merkt, wenn nicht mehr genug Feuchtigkeit vorhanden ist...die Farbe lässt sich dann nicht mehr so gut vermalen.

Eine weitere Varianate ist das Künstler- bzw. geruchlose Terpentin. Aber Vorsicht: auch wenn es geruchlos ist...es verströmt trotzdem giftige Gase...also nicht mit der Nase direkt drüber. Ich koloriere aber nicht jeden Tag und nicht stundenlang, also ist es für mich in Ordnung.
Und es ist bitte nicht mit dem normalen Terpentinersatzöl zu verwechseln, mit dem man Pinsel etc. reinigt....das ginge mit Künstlerterpentin notfalls zwar auch, aber das ist nicht der Zweck....und auf gar keinen Fall dürfen Stempel damit gereinigt werden!!!!

Ich habe in ein altes Glastöpfchen ein Stück Schaumstoff gesteckt und diesen mit dem Terpentin getränkt. Somit habe ich das gleiche System und die Arbeitsweise wie oben bei dem Zest-it

Es gibt auch noch die Möglichkeit mit Babyöl zu verblenden...ich war damit nicht so erfolgreich.
Deshalb sei es hier nur am Rande erwähnt, aber vielleicht möchtet ihr das ja mal ausprobieren.

Das ist mein Motiv....nun kann es losgehen.

Die Blumentöpfchen arbeite ich mit drei verschiedenen Brauntönen. Die Farbe trage ich in leicht kreisenden Bewegungen auf. Es muss nicht genau sein...das erledigen wir beim Verblenden.

Hier könnt ihr sehen, wie kräftig und satt die Farbe herauskommt, wenn sie mit dem Verblendmedium vermalt wird. Ich habe auch bei dem ersten und hellsten Braunton schon an den Stellen mehr Farbe aufgetragen, wo nachher die Schatten sein sollen. Diese sind vom Motiv schon vorgegeben durch die Schraffierung...also links. Durch das kräftige...oder weniger kräftige Auftragen nur einer Farbe, lassen sich auch sehr gut Schatteneffekte darstellen....es müssen also nicht immer mehrere Stifte sein.....und wichtig: Immer von dunkel nach hell arbeiten!!! 

So sieht das Motiv nach dem ersten Arbeitsgang aus...nicht wundern, wenn der Farbauftrag etwas grobkörnig wirkt...das liegt an der Auflösung der Fotos und ist beim Original nicht zu sehen.

Hier seht ihr den nächsten Farbauftrag in einem etwas dunkleren Ton. Da das Papier schon eine Farbschicht hat, lassen sich die nächsten Farben sehr gut ins Motiv ziehen und man muss nur in den Randbereichen Farbe auftragen.

Hier seht ihr, was ich meine...die Farbe lässt sich sehr weit ins Motiv verteilen.
Dafür entwicklet man im Laufe der Zeit ein Gefühl...und kann das dann seinen eigenen Vorstellungen entsprechend ein- und umsetzen.

Jetzt kommt der dunkelste Ton. Keine Angst...durch das Medium werden die Farben gemischt...es wird also nicht so dunkel, wie es hier auf den ersten Blick erscheint

Hier seht ihr das Ergebnis...und wenn ihr nicht zufrieden seid, kann noch weiter Farbe hinzugefügt und wieder verblendet werden.

Der kleine Topf wird auf die gleiche Weise gearbeitet.

Wenn verschieden Farben direkt nebeneinander liegen, wähle ich immer zuerst die hellere, damit ich mir nicht versehentlich mit der dunkleren Farbe das Motiv versaue. Die Igelchen arbeite ich hier im hellsten Hautton.....

....und hier einen Ton dunkler. Die Farbe trage ich nur im Randbereich auf....

....und verblende sie dann zur Mitte hin.

Für Wangenrot etc. kommt der dunkelste Ton dran...

....den ich mit kreisenden Bewegungen von innen nach außen verblende.

Für die Stacheln habe ich einen sehr dunklen Braunton verwendet. Hier muss ich nicht auf Schattenwirkung beim Verblenden achten.

Ich finde es total wichtig, dass die Motive nicht einfach in der Luft hängen, sondern eine Boden oder Schatten haben. Bei meinem Motiv nehme ich die schon vorgegebenen Andeutungen und arbeite sie weiter aus, so dass die Töpfchen auf einer Grasfläche stehen.

Hier seht ihr es nochmal fertig verblendet.

Jetzt werden noch die kleinen Details koloriert.....

...auch hier muss ich nicht ganz so auf eine Schattenwirkung achten...ich verblende aber diese winzigen Details genauso sorgfältig, wie die großen.

Abschließend bekommt das komplette Motiv eine art Schatten. Ich nehme dafür in der Regel ein ganz helles blau. So bekommt es mehr Ausdruck....zumindest finde ich das. Die Farbe trage ich rund um das Motiv auf...die breite variiert immer etwas mit dem Motiv und auch Geschmack. Probiert aus, wie und was euch gefällt.


Auch hier wird von innen nach außen gearbeitet, wobei die Farbe so weit wie möglich nach außen gezogen wird, um so wenig wie möglich Übergänge zu haben

FERTIG!!!

Hier könnt ihr einmal die Unterschiede zwischen Karteikarte (oben) und Strathmore-Zeichenpapier (unten) sehen. Ich habe mit identischen Stiften gearbeitet...unten kommen die Farben sehr viel kräftiger heraus.

Ich hoffe, meine kleine Fotostrecke hat euch gefallen. Wie oben schon erwähnt dürft ihr sehr gerne fragen, wenn etwas unklar ist....und keine Sorge: Blöde Fragen gibt es nicht....nur blöde Antworten...;-)
Es gibt viele interessante Beiträge zum Thema...hier einer von Stempeleinmaleins...diese 
Seite kann ich euch Grundsätzlich sehr ans Herz legen.  http://stempeleinmaleins.blogspot.de/2010/10/copicspromarker-und-polychromosprismas.html

Noch ein kleiner Nachtrag: Die liebe Eva schrieb mir, das sie auch Aquarellstifte mit Künstlerterpentin verblendet...sie verwendet sie zusammen mit den Polys. Das wusste ich auch noch nicht und werde es sicher umgehend testen. Ihr seht...man lernt nie aus. Wenn ihr die Eva mal besuchen möchtet schaut hier: http://evas-kartencreationen.blogspot.de/
Vielen Dank für den Tipp, liebe Eva.



Viel Spaß und liebe Grüße
eure Kersten







10 Kommentare:

  1. Hallo Kerstin,
    wunderschöne Arbeiten. Und danke für die tolle Beschreibung. Ich habe zwar noch nie von all diesen Produkten gehört, finde es aber echt klasse, dass du dir die Mühe gemacht hast.
    Ich habe Aquarellstifte von Faber Castell zuhause. Damit kann ich ja auch colorieren. Deine Stifte sind auf Ölbasis? Habe ich das richtig verstanden? Aber mit meinen Stiften kann ich das auch machen. Oder(ohne Terpentin)?
    LG Monika

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    1. Hallo Monika,
      ja, meine Stifte sind auf Ölbasis und lösen sich nicht mit Wasser an. Das Prinzip des Kolorierens ist vergleichbar mit den Aquarellstiften....nur das du eben Wasser zum Vermalen nimmst und ich die oben beschriebenen Produkte.
      Lieben dank für deinen Kommentar
      Liebe Grüße und ein schönes WE
      Kersten

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  2. Dankeschön für diese tolle Anleitung, ich werde es probieren, denn kolorieren hat bisher noch nie so richtig geklappt :(
    LG und ein schönes WE
    Irène

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  3. Liebe Kerstin,

    ich bewundere deine Colorationen jetzt schon seit Jahren, coloriere selbst auch sehr gerne, aber mit den Polys und ihren Anverwandten bin ich nie richtig warm geworden. Dank dir weiss ich jetzt auch warum und werde mir das von dir empfohlene Medium zulegen.
    Vielen Dank, und ich hoffe wir werden noch viele so schöne Werke und How to's von dir zu sehen bekommen!

    Alles Liebe,

    Bea

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  4. Ich liebe deine Fotostrecke! Ist klasse geworden und das Motiv ist auch so süß.

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  5. Liebe Kersten,

    vielen Dank für die tolle Anleitung.
    Ich habe vor Jahren versucht, mit Buntstiften, Terpentinersatz und Papierwischern zu colorieren und bin kläglich gescheitert.
    Vielleicht lag es aber auch am Papier.

    Viele Grüße
    Sabine

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    1. Liebe Sabine,
      auch meine ersten Versuche waren eher kläglich.
      Man muss escht dran bleiben und viel üben...dann wird es.

      Liebe Grüße
      Kersten

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  6. Hi Kersten.
    vielen Dank für diese detailreiche Anleitung ... :)
    Da ich selber noch Übling bin, kommt diese wie gerufen und ist gleich mal in den Favoriten abgespeichert.

    Auf die Idee mit dem Papierwischer wäre ich nicht gekommen, dabei arbeite ich bei meinen bescheidenden Bleistiftzeichnungen oft damit. Das mit dem Verblenden habe ich vorhin gleich, mit Babyöl mangels Terpentin ausprobiert und denke, das es für mich eine gute Alternative zum Colorieren mit Wasser wird. Ich mag es nämlich nicht so gerne wenn sich das Papier wegen zu feucht wellt.

    Und Dein Musikgeschmack könnte auch meiner sein ... *smile*
    LG Anne

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  7. Deine Fotostrecke macht echt Laune und ich bedanke mich für die Mühe, die Du Dir gemacht hast!
    Diese Motiv von Deinem bezaubernden Kärtchen hatte ich heute noch in der Hand, habe aber dann doch andere Igelchen benutzt...

    Anmerkung von mir: Auch Aquarellstifte lassen sich mit Terpentin vermalen. Ich mixe notgedrungen Aquarell und Polycromos und es funktioniert bei Beiden gleichgut!

    Sei ganz lieb gegrüßt und dankeschön, herzlichst die Eva!

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  8. WOW was für eine geniale und so toll beschriebene Anleitung samt Bildern. Deine Beispielkarte dazu ist entzückend geworden, die Penny Black Igelchen sind doch nachwievor zu schön und knuffig.

    Viele liebe Grüße
    von ANke

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